HANDWERK VON "PIKE" AUF GELERNT


Als erster Lehrling, nach dem zweiten Weltkrieg, hat Hermann Hils seine Ausbildung zum Klavierbauer bei ROTH und Junius in Hagen begonnen. Seit dieser Zeit entsteht der Wissensreichtum des Firmengründers.

Heute sind Herman Hils und sein Sohn Ralf im Kreis Paderborn die einzig ansässigen Klavierbauermeister in deren Werkstatt komplette Aufarbeitungen an Klavieren und Flügeln, Harmonien und Cembalos ausgeführt werden.

Beide haben ihre Meisterprüfung derzeit in Ludwigsburg absolviert.

Vater und Sohn arbeiten im Jahr etwa 50 Instrumente auf. Da wird einem Bechstein-Flügel der Jahrhundertwende ein komplett neues Innenleben verpasst, ein gut 150 Jahre altes "Steinway & Son's"-Klavier wird innen und außen komplett renoviert, und wenn der Nachhall des Oberdämpferklaviers nicht mehr gefällt, dann wird das gute alte Stück kurzer Hand zu einem klangreinen "Unterdämpfer" umgebaut - "Geht nicht - gibt es hier nicht"!

Klavierbau ist: präzise und genaue Handwerkskunst zu betrieben. Da sind Saiten zu spannen, Mechaniken auszutauschen, den Korpus gilt es zu beizen, zu schleifen und zu lackieren. Darüber hinaus hat der Klavierbau viel mit Mathematik zu tun - so erfordert der exakte Anschlag einer Klaviatur genaueste Berechnungen.

Da gibt es im Hause Hils keine Kompromisse. Hier hat "Mann" sein Handwerk noch von der "Pike" auf gelernt und das spürt man in jedem Arbeitsgang. Auch die Begeisterung mit der hier gearbeitet wird ist spürbar und springt auf den Zuhörer über, wenn man den Ausführungen des Fachmanns folgt. Hier wird Klavierbau noch mit Leidenschaft betrieben.

"Wenn Klaviere und Flügel fertig sind, mag man sie gar nicht mehr hergeben", schwärmt auch Anni Hils, die ihren beiden Männern bei der Arbeit unter die Arme greift. Denn der Klavierbau ist aufwendige und exakte Handarbeit, mit Kunst hat das gar nichts zu tun, "außer höchstens das Stimmen und Intonieren", wie Hermann Hils konstatiert.

Auch als Klavierstimmer ist man im Haus Hils fleißig unterwegs. Das gehört eigentlich nicht zum Berufsbild des Klavierbauers. Ungefähr 3-4 Jahre dauert es, bis man das Stimmen richtig erlernt hat. Dann muss man als Klavierstimmer jedoch immer am " Ball" bleiben, denn sonst kann man es wieder verlernen. Ein Klavier sollte mindestens einmal im Jahr gestimmt werden. Die wechselnde Luftfeuchtigkeit sorgt für recht starke Veränderungen. Zudem lasten auf den gut 250 Saiten eines Klaviers immerhin jeweils etliche Kilo Zugkraft, und das macht dann für die sogenannte Platte immerhin eine Last von 10 bis 12 Tonnen Zuglast.

 


Wie alles begann...

 

DAMALS - WIE ALLES BEGANN

Eine erstaunliche Zeitreise und Lebensgeschichte

Meine Lehre begann am 05 Mai 1947. Wie damals überall lagen die großen Städte in Trümmern. Lehrstellen waren in der Zeit schwer zu bekommen. So konnte ich keine Lehrstelle als Klempner oder Tischler bekommen. Mein Vater kannte einen Arbeiter bei der Klavier Firma Roth & Junius in Hagen. Dieser sagte ihm, dass die Firma einen Lehrling einstellen wollte.

So kam ich dorthin. Die ersten Monate waren mit dem Wegräumen von Trümmer und anderen Hilfsarbeiten ausgefüllt.
Jeden Mittag musste ich das Mittagessen für einige Mitarbeiter aus der Volksküche holen. Danach musste ich darauf achten, dass das Essen auf dem Leimofen nicht zu warm wurde.

Im Herbst 1947 begann dann die Arbeit mit Reparaturen alter und durch den Krieg beschädigter Klaviere. Wir reparierten für Bauern die Instrumente und bekamen Kartoffeln, Speck usw. dafür. Diese Waren wurden dann auf die Arbeiter verteilt. Ebenso ging es mit Kohlen eine Flügelreparatur wurde in Essen mit Kohle bezahlt. Der Flügel kam in ein Bergarbeiterheim.

Im Winter fehlte es oft an Koks und der Heizungskeller war voller Wasser gelaufen. So musste das Wasser mit Eimern entfernt werden. So ging es weiter bis zur Währungsreform, ab 1949 wurden dann neue Klaviere gebaut.

 

Zur Arbeit musste ich jeden Tag 2 km laufen. Mit der Straßenbahn war die Arbeitsstelle schlecht zu erreichen. Im Herbst, 04.11.1950, beendete ich die Lehre mit der Facharbeiterprüfung. Bis 1953 arbeitete ich noch bei der Firma Roth & Junius und ging dann mit großem Gepäck nach Landshut per Eisenbahn.

Bei dieser Firma war ich nur kurze Zeit. Das Arbeitsklima war sehr schlecht. Wir mussten uns die Arbeit von Haus zu Haus besorgen (Klavierstimmungen) und mussten nachts in einem DKW-Pritschenwagen schlafen.

Mein Weg führte mich darin nach Hannover und Lüneburg. Bei der damaligen Akkordeonfabrik CANTULIA volontierte ich 6 Wochen. Ich kam dann nach Idar - Oberstein wo ich eine Arbeitsstelle fand. Ich wurde von meinem Chef zu meiner Unterkunft gefahren. Es war ein altes Forsthaus von Wald und Wiesen umgeben, wozu der alte Schlager treffend passte  (Das alte Försterhaus, wo die Tannen stehen...).

Nostalgie hin oder her - die Wohnverhältnisse schlecht, Herzchenhäuschen im Hof, kein fließendes Wasser. Die Räume hatten keine Heizung, im Winter Eisblumen an den Fensterscheiben, gefrorenes Wasser in der ­Waschuhle. Trotzdem urgemütlich mit Familienanschluss.

Zur Arbeit musste ich 3 km, pro Tag 6 km, laufen, schnell kaufte ich mir Schuhe mit dicken Sohlen, denn Ledersohlen waren alle zwei Wochen abgelaufen. Als mein Chef Urlaub hatte, trug er mir auf die Kunden, die ich nicht mit dem Bus erreichen konnte mit den Fahrrad zu erreichen. Das war eine recht lustige Sache. Interessant war auch, dass ich viel mit den Amerikanern aus Baumholder zu tun hatte.

Im September 1956 fing ich wieder bei meiner Lehrfirma Roth & Junius als Klaviertechniker und Klavierstimmer an. Die Kunden besuchte ich zu Fuß mit der Straßenbahn oder Eisenbahn. Es war oft ein sehr langer Tag. Im Jahre 1957 besuchte ich den Klavierbauer Lehrgang an der Fachschule in Ludwigsburg. Um Geld zu sparen wohnte ich mit einigen Kollegen in der Jugendherberge.

Den allgemeinen theoretischen Lehrgang besuchte ich in Hagen und legte die Meisterprüfung am 02.06.1959 vor der Handwerkskammer in Düsseldorf ab. Dann arbeitete ich bei der Firma „ Schmachtenberg" in Essen als Werkstattmeister und ging in Februar 1960 als Flügelzusammensetzer zu der Firma „ Ibach & Sohn" in Schwelm Westfalen .

1961 bewarb ich mich bei einer Klavierfabrik „ Paul Weiß„ in Spaichingen. Eines Tages kam der Cheffahrer bei uns in Hagen vorgefahren und lud mich zu einem Gespräch mit Herrn Paul Weiß im Hotel "Deutsches Haus" ein. Im Laufe des Gesprächs wurde ich dann bei der Firma angestellt. Mein Arbeitsgebiet erstreckte sich von Ravensburg bis ins Allgäu. An Ravensburg, wo eine Filiale der Firma war, habe ich gute Erinnerungen.

Meine nächste Arbeitsstelle war ab 1964 in Remscheid bei der Firma „Cembalo Sassmann „

Dann 1965 machte ich mich in Bentfeld selbstständig, ich übernahm den Kundenkreis der Firma Speith in Rietberg.

Mein Sohn Ralf Hils begann nach seiner Schulzeit eine Lehre als Tischler, welche er nach 3-jähriger Ausbildung erfolgreich als Geselle abschloss. Auch er war danach in verschiedenen Firmen tätig und konnte seinen wertvollen Erfahrungen sammeln.
Nach dem Abschluss des Zivildienstes trat ein Sohn in meiner Werkstatt die Lehre zum Klavierbauer an. Er besuchte die Fachschulen in Ludwigsburg. Nach erfolgreichem Abschluss seiner weiterführenden Lehre im elterlichen Betrieb gründeten wir gemeinsam die PIANOHAUS HILS GbR.

Unseren Kundenkreis bauen wir ständig aus und unsere begeisterten Kunden bestätigen täglich aufs Neue unsere gelebte Firmenphilosopie.

In unserer Werkstatt führen wir Reparaturen und Restaurierungen aller Art aus. Darüber hinaus erweiterten wir unser Leistungsspektrum um den Bereich Verkauf von Klavieren und Flügeln. Heute erstreckt sich unser Kundenkreis bundesweit.